65 Jahre Rechtliche Betreuung beim SkF Ingolstadt

Der Betreuungsverein des Sozialdienstes katholischer Frauen Ingolstadt (SkF) fordert im Jubiläumsjahr für die Zukunft kostendeckende Finanzierung aller gesetzlichen Aufgaben.

Die eigenen Finanzen im Blick zu behalten, Bescheide der Sozial- und Rentenversicherung rechtzeitig abzuschicken oder Anträge beim Amt einzureichen – das kann bei der heutigen Bürokratie schon kompliziert genug sein. Noch schwieriger wird es, wenn eine Krankheit oder Behinderung hinzukommt, die den Betroffenen dabei einschränkt. Für den Fall, dass kein Angehöriger helfen kann, gibt es den Betreuungsverein des Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) seit 65 Jahren in Ingolstadt.


„Eigentlich ist unser Jubiläum ja ein Grund zu feiern“, sagt Bereichsleiterin Jana Gider. „Seit 65 Jahren begleiten, beraten und unterstützen wir nun Menschen, die ihre Angelegenheiten nicht mehr allein regeln können, mit dem Ziel, ihnen ein möglichst selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben zu ermöglichen. Doch heute ist das Überleben der Betreuungsvereine gefährdet.“


Schon 1959 übernahm der SkF in Ingolstadt als anerkannter Verein die ersten Betreuungen, damals hießen diese allerdings noch Vormundschaft und Pflegschaft und beruhten auf gesetzlichen Regelungen aus dem 19. Jahrhundert. Erst 1992 wurden die Gesetze reformiert und ein modernes Betreuungsrecht eingeführt. Die Zahl der Klienten stieg kontinuierlich. Auch die Aufgaben und Anforderungen an die Betreuungsvereine sind seitdem komplexer geworden. Durch die im Januar 2023 in Kraft getretene Betreuungsrechtsreform wurde die Selbstbestimmung der Klienten nochmals stärker hervorgehoben. Der Wert dieser Arbeit ist immens, weil sie neben der unmittelbaren Hilfe für die zu Betreuenden auch die so wichtige Entlastung für die Angehörigen mit einschließt.


Das Angebot des SkF Betreuungsvereins steht allen Bürger:innen aus Ingolstadt zur Verfügung. Beraten werden alle Menschen über 18 Jahre, die eine rechtliche Betreuung benötigen, deren Angehörige und Bezugspersonen sowie Angehörige und Ehrenamtliche die bereits eine Vollmacht oder Betreuung führen. Auch Bürgerinnen und Bürger, die sich zu Patientenverfügung oder Vorsorgemaßnahmen erst mal informieren wollen, sind beim SkF willkommen. Dazu machen die Fachkräfte vielfältige Angebote: vom persönlichen Beratungsgespräch in der Geschäftsstelle in der Schrannenstraße oder der offenen Telefonsprechstunde über die anonyme Online-Beratung bis hin zu Vortragsveranstaltungen und Informationsständen. Die Beratung ist vertraulich, kostenfrei und unabhängig.


Der SkF ist heute einer von bundesweit 260 katholischen Betreuungsvereinen. Fünf Sozialpädagoginnen und zwei Verwaltungsangestellte betreuen teils über mehrere Jahre die Klienten. Da der Bedarf steigt, sucht der SkF derzeit auch einen neuen sozialpädagogischen Mitarbeitenden.


„Doch die wirtschaftliche Situation vieler Vereine ist prekär, da das Führen von Betreuungen weiterhin nicht auskömmlich refinanziert ist“, heißt es auch in einer Erklärung des Verbandes katholischer Betreuungsvereine. Eine Schwierigkeit ist dabei, dass die Pauschalen keine Klienten mit höherem Bedarf berücksichtigen. Die Fälle werden jedoch immer komplexer. Einige Betreuungsvereine mussten schon ihre Arbeit einstellen. Deshalb wird nun gemeinsam zu einer bundesweiten Aktionswoche aufgerufen: „Für eine betreuungsrechtliche Zukunft, in der die Vergütung der Rechtlichen Betreuung bedarfsdeckend ist und die Betreuungsvereine planungssicher die Betreuungsrechtsreform weiterhin umsetzen können.“


Gleich zweimal ist der Betreuungsverein des SkF Ingolstadt in den nächsten Tagen mit einem Informationsstand in der Öffentlichkeit: Zum einen im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche der katholischen Betreuungsvereine am 19.09. von 14 bis 16 Uhr im Westpark zusammen mit der Caritas, sowie am 21.09. von 8 bis 13 Uhr auf dem Ingolstädter Wochenmarkt auf dem Theaterplatz.


„Was ist, wenn ich schwer krank, alt und gebrechlich bin oder einen Unfall habe? Wer kümmert sich dann um mich? Wer kann dann in meinem Sinn entscheiden, Dinge klären und mir helfen? – Diese Fragen stellen sich viele Menschen“, sagt Jana Gider. „Wir informieren dazu gerne persönlich, telefonisch, online oder auch im ersten Kontakt an unserem Infostand. Dabei sind wir vertraulich, wertschätzend und qualifiziert.“


„Wir sind da – noch!“, so spitzt Jana Gider vom SkF Betreuungsverein Ingolstadt die Situation zu. „Denn nur wenn die Betreuungsvereine auch die notwendige finanzielle Unterstützung erhalten, werden wir weitere 65 Jahre unsere wichtige Aufgabe erfüllen können.“

Das Team des SkF Betreuungsvereins: Susanne Monser, Andrea Sebald, Jana Gider (Bereichsleitung) und Melinda Nemeth (von links).

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